Häusliche Gewalt und die Folgen Ein Theaterstück

Schüler der Elisabeth-Selbert-Schule brillieren mit Theaterstück

Hameln. „Kinder kriegen immer mit, was ihre Eltern machen.“ Solch ein Satz wirkt auf einer Theaterbühne äußerst beeindruckend, wenn das Thema des Stückes häusliche Gewalt hinter fremden Türen heißt. Hilfreich, und in diesem Fall von dem Autorenteam der Elisabeth-Selbert-Schule sehr gut gewählt, entpuppte sich der bekannte typische „rote Faden“. Diesen übernahm Hauptdarsteller Sohn Nick, übrigens grandios gespielt von Patrick Meißner.

veröffentlicht am 27.05.2013 um 06:00 Uhr

von Birgit Sterner

Der Jugendliche durchlebte das Thema in seiner kompletten Bandbreite und mit allen Folgeerscheinungen. Nick ist 17 Jahre alt und mit der Situation seines gewalttätigen Vaters (Rene Schmack) zu Hause völlig überfordert. Er ist frustriert, fällt negativ auf, gerät in schlechte Gesellschaft und wird am Ende selbst zum Schläger. Ergreifend vor allem die Szenen von Vater und Mutter (Denise Rolle), mit Nicks kleiner Schwester Marie (Johanna Weber) und auch das Finale des Stückes: Die hilflose Mutter ist mit allem völlig überfordert. Das fiktive Ende der Aufführung ist im Prinzip die negativste Möglichkeit, denn die Mutter erschießt den Vater mit jener Waffe, die sich eigentlich Nick besorgt hatte, um die Situation zu ändern.

„Aber das ist gezielt so gewollt“, sagt Rene Schmack. Der Schüler spielt mit viel Talent die Rolle des gewalttätigen Vaters. „Wir wollen zum Hinsehen und Wachrütteln anregen“. Inhaltlich werden die zahllosen Einzelszenen durch Erzählerin Viktoria Käse ergänzt, sie wirken dadurch besonders nachhaltig.

Käse steht auf der Bühne und spricht über die Statistik von häuslicher Gewalt, über Kriminalität und über Jugendbanden, während im Hintergrund die Darsteller in ihren letzten Positionen verhalten. Die Mutter, die gerade vom Ehemann geschlagen werden soll, oder Nick in der aktionsgeladenen Auseinandersetzung mit einem Mitschüler. Insgesamt waren es 30 angehende Erzieher der Fachschule für Sozialpädagogik, die für das rund 90 minütige Theaterstück verantwortlich zeichneten. Es wurde am Freitagabend in der Aula der Elisabeth-Selbert-Schule am Münsterkirchhof aufgeführt.

Lehrer und Antigewalttrainer Steffen Knippertz begleitete das Projekt. Rund 70 Zuschauer bildeten das Abendpublikum. Ihr Feedback: „beeindruckend“, „großartig“, „Gänsehauteffekt“. „Ich hatte Tränen in den Augen“, „das Thema wurde erschrecken intensiv dargestellt“, „ihr habt viele erreicht“. Bis auf eine Vertreterin des Hamelner Frauenhauses schien das Publikum allerdings am Abend nur aus privaten Zuschauern zu bestehen. Schade, denn den einen oder anderen Platz hätte es für so manchen „Offiziellen“ auch noch gegeben.

 

 

Quelle: https://www.dewezet.de/region/hameln_artikel,-haeusliche-gewalt-und-die-folgen-_arid,530365.html